18. WMO-Kongress mit wegweisenden Entscheidungen (03. – 19. Juni 2019)
Die World Meteorological Organisation (WMO) hat sich im Juni 2019 mit zahlreichen Resolutionen neu ausgerichtet. Hervorzuheben sind
Der neue Strategische Plan der WMO (2020–2023) reflektiert die Anforderungen aus der Agenda 2030, dem Paris Agreement on Climate Change und dem Sendai Framework for Disaster Risk Reduction. Er benennt drei übergeordnete Prioritäten:
- Bessere Vorbereitung auf hydrometeorologische Extreme, um insbesondere Todesfälle und Schäden an kritischer Infrastruktur zu verhindern;
- Unterstützung bei klimafreundlicher Entscheidungsfindung, um Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Klimarisiken zu ermöglichen und zu verbessern;
- Verbesserung von Dienstleistungen der WMO im Bereich Wetter, Klima, und Hydrologie.
Die beschlossene Organisationsänderung (Governance Body Reform), die auch die deutsche Delegation sehr unterstützte, ist ein weiterer Meilenstein für die WMO. Die bestehenden Strukturen der WMO haben sich als zu unflexibel erwiesen und konnten nicht mehr angemessen auf aktuelle Entwicklungen reagieren. Statt acht technischer Kommissionen wird es künftig zwei Kommissionen geben, eine für Infrastruktur, Informationssysteme und Beobachtungen und eine für Anwendungen und Services. Ferner wurde ein wissenschaftlicher Beirat (Scientific Advisory Panel), welches den Exekutivrat und den Kongress unabhängig bei Forschungsthemen berät, eingerichtet. Weiterhin wurde ein Technisches Koordinierungskomitee (Technical Coordination Committee – TCC) und ein Politisches Beratungskomitee (Policy Advisory Committee – PAC) eingesetzt. Das TCC übernimmt eine zentrale Rolle und wird die Arbeit der beiden neuen technischen Kommissionen, der Regionalverbände und der Forschung koordinieren.
Die verabschiedete „Geneva Declaration – 2019: Building Community for Weather, Climate and Water Actions“ ruft zu einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen, dem privaten und dem akademischen Sektor auf und enthält ein Bekenntnis zum freien Austausch von Wetterdaten.
Erstmals in der Geschichte der WMO wurde mit Prof. Dr. Gerhard Adrian, Ständiger deutscher Vertreter zur WMO und Leiter des Deutschen Wetterdienstes, ein Deutscher zum Präsidenten der WMO gewählt.
Die Hydrologie erfuhr – trotz Abschaffung der Hydrologischen Kommission (CHy) – eine Stärkung in der neuen Struktur. Dies erfolgt mit dem neuen Hydrologischen Koordinierungsgremium (Hydrological Coordination Panel) und der Hydrologischen Versammlung (Hydrological Assembly), in denen die Leiter der Nationalen Hydrologischen Dienste (National Hydrological Services – NHS) und die hydrologischen Berater der Ständigen Vertreter der Mitgliedsstaaten (Hydrological Advisor – HA) vertreten sind und Beschlussvorschläge einbringen können. Für Deutschland ist als NHS die Leiterin der Bundesanstalt für Gewässerkunde (Fr. Dr. Esser) und als HA der Leiter des ICWRGC (Harald Köthe) tätig. Herr Köthe war als hydrologischer Berater und Vertreter der Leitung der Bundesanstalt für Gewässerkunde als Mitglied der deutschen Delegation an den wesentlichen Verhandlungen beteiligt.
In einer Podiumsdiskussion zum Thema Wasser und Frieden, an der auch der deutsche Botschafter von Ungern-Sternberg teilnahm, bestand Konsens, dass Wasserdaten für die Entwicklung friedenstiftender Wassermanagementlösungen in Regionen mit grenzüberschreitenden Wasseraufkommen zentral seien. Alle Panelteilnehmer bemängelten das Fehlen einer zentralen Stimme für Wasser innerhalb des UN-Systems. Unisono wurde eine bessere Zusammenarbeit der UN-Familie im Bereich Wasser gefordert. Botschafter von Ungern-Sternberg verwies darauf, dass Wasser aufgrund des Klimawandels ein immer bedeutender sicherheitsrelevanter Faktor werde. Die WMO könne an Bedeutung gewinnen, da der Klimawandel und Wasserkrisen mehr Aufmerksamkeit in der Weltpolitik erhielten. Die WMO dürfe aber nicht nur auf ihre wissenschaftlich-technischen Kompetenzen vertrauen, sondern sollte auch ihre politische Kommunikation verbessern.
Die Hydrologische Versammlung und anschließend der Kongress verabschiedeten zwei wegweisende hydrologische Resolutionen, die u. a. die 8 Langzeitziele der Hydrologie der WMO beinhalten. Betont wurde darin auch die Bedeutung der bestehenden globalen Wasserdatenzentren und deren koordinierender Mechanismus (Globale Terrestrische Netzwerk Hydrologie – GTH-H), mit dem das ICWRGC seit 2017 mandatiert ist.
Wichtig für Hydrologie und Süßwassermanagement sind zudem die neuen WMO-Resolutionen zur Erdsystemforschung. Sie unterstreichen die Notwendigkeit des Zusammenwirkens der Wasserprogramme verschiedener UN-Organisationen und den Wetter-, Klima-, Wasser- und Ökosystembeobachtungsnetze zur Erstellung von zeitlich nahtlosen Vorhersagen und Projektionen der zukünftigen Wasserressourcen.
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