Vom 6. bis 10. September 2021 haben das International Centre for Water Resources and Global Change (ICWRGC), das International Research and Training Center on Erosion and Sedimentation (IRTCES, Peking) und die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) zum fünftägigen Training-Workshop “River Basin Sediment Monitoring and Management“ eingeladen. Als Online-Veranstaltung ausgerichtet, nahmen zahlreiche Sediment-Expertinnen und -Experten aus 25 Ländern unter der Schirmherrschaft der UNESCO International Sediment Initiative (ISI) teil. Im Fokus der Veranstaltung stand die Hilfe zur Selbsthilfe.
Teilnehmer/-innen des UNESCO Training-Workshops
Flussbegradigungen, Vertiefungen der Fahrrinne, Schleusenbau – der menschliche Einfluss auf die Flüsse hat sowohl die Abflussverhältnisse als auch den Sedimenthaushalt grundlegend verändert. Ein nachhaltiges Sedimentmanagement optimiert Sedimentüberschüsse oder -defizite eines gestörten Sedimenthaushalts, und reduziert so negative Auswirkungen auf das Ökosystem, die Wasserwirtschaft, den Hochwasserschutz und die Schifffahrt. National forscht und berät die BfG schon seit langem zusammen mit anderen Behörden und Organisationen in den Bereichen Sedimentation und Erosion, insbesondere im Bereich des Sedimentmanagements und im Zusammenhang mit der Gewässerbettentwicklung. International wird dieses Thema durch die Internationale Sediment Initiative der UNESCO behandelt, deren Sekretariat durch das International Research and Training Center on Erosion and Sedimentation (IRTCES, in Peking) betrieben wird. Das ICWRGC engagiert sich im Bereich des globalen Datenaustauschs von Wasserdaten inklusive Sedimenten.
Der fünftägige Workshop sollte diese Expertise nach außen tragen und gerade den Entwicklungsländern helfen, ihre eigene Sachkenntnis in diesen Bereichen auszubauen – in der Fachsprache „Capacity Building“, allgemein als Hilfe zur Selbsthilfe bekannt. Er war aber auch gleichzeitig Gelegenheit für die BfG, von den Erfahrungen und Kenntnissen anderer Wissenschaftler/-innen im direkten Austausch zu profitieren. Die Mitinitiatorin Renee van Dongen freut sich: „Insgesamt 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft und Wirtschaft – überwiegend aus Afrika und Asien – nahmen das Angebot an.“
Teilnehmer nach Ländern
Herausforderungen an das internationale Sedimentmanagement
In drei interaktiven Keynote-Vorträgen erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Einblicke in die Herausforderungen des Sedimentmonitorings und -managements großer Flussgebiete. Professor Liu Cheng vom International Research and Training Center on Erosion and Sedimentation (IRTCES) der UNESCO in Peking sprach in seinem Vortrag über die Herausforderungen der großen Flussläufe in China. Die Besonderheiten des Rheins und der Donau stellte Professor Helmut Habersack von der Universität für Bodenkultur in Wien in den Mittelpunkt. In der dritten Keynote verdeutlichte Professor Juan Restrapo von der kolumbianischen School of Administration, Finance and Technological Institute die Herausforderung des Sedimenttransports in Lateinamerika. Im Fokus hier: Der Magdalena Fluss in Kolumbien.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Wissen über Schwebstoff- und Geschiebemonitoring, Sedimentbilanzierung, sowie die Arbeit mit globalen Sedimentdaten vertiefen. Hierfür standen international anerkannte Fachleute zur Verfügung, darunter auch Expertinnen und Experten der BfG und des ICWRGC. „Wir haben langjährige Erfahrungen im Bereich des Sedimentmonitorings und -managements. Und diese Erfahrungen wollen wir mit dem Training-Workshop an unsere internationalen Partner weitergeben“, so Dr. Thomas Hoffmann, einer der Mitinitiatoren von der BfG. Auch über die Ergebnisse aus dem aktuellen gemeinsamen Forschungsprojekt URSACHEN von BfG und ICWRGC diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Hybrides Lernen
Eigentlich als Präsenzveranstaltung in Koblenz für 2020 geplant, fand der Workshop nun – bedingt durch die Corona-Pandemie – als blended-learning Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem UNESCO-Lehrstuhl von Professor Heribert Nacken von der RWTH Aachen und der ISI statt. Die Vortrags- und Übungsblöcke waren als interaktive Videos aufgezeichnet. Der Austausch und die Diskussion über die Lerninhalte fand dann per Videokonferenz „persönlich“ statt.
Die aufgezeichneten Vorlesungen und Übungen, darunter auch die drei Keynote-Vorträge, sollen später als Open Educational Resources (OER), also frei verfügbare Lerninhalte, in Form eines Online-Webinars zur Verfügung gestellt werden. „Damit leistet dieser Training-Workshop einen Beitrag für das Intergovernmental Hydrological Programme der UNESCO und setzt mit OER schon jetzt Techniken ein, die für die im Juli verabschiedete neunte Phase von IHP vermehrt relevant werden.“, hebt Stephan Dietrich vom ICWRGC hervor.
Der Workshop zeigt: Die Expertise von BfG und ICWRGC in den Bereichen Sedimentmonitoring und -management ist gefragt. Digitale Lernangebote wie OER bieten dabei eine strategische Möglichkeit, die Qualität des Lernens und des Wissensaustauschs, sowie den politischen Dialog und die Kapazitätsförderung – also die Hilfe zur Selbsthilfe – im Forschungsbereich auf globaler Ebene zu verbessern.
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